Im Jahr 1982 stieg Joseph Beuys auf eine Leiter in der Düsseldorfer Kunstakademie und drückte eine Portion Butter an die Wand. »Fettecke« hieß das Kunstwerk. Vier Jahre später störte sich der Hausmeister der Kunstakademie am ranzigen Geruch des Werks. Aus Unwissen machte er die Fettecke kurzerhand weg. Dieses Vorkommnis ist sicherlich einer der Ursprünge der teils ironisch gestellten Frage: „Ist das Kunst oder kann das weg?“
In der Sintfluterzählung im Buch Genesis begegnet die Frage in ähnlicher Weise. Was als gute Schöpfung Gottes beginnt, gerät schnell aus den Fugen, und zwar durch die Bosheit und Gewalttaten des Menschen. Der Mensch führt die Erde an den Abgrund und stellt damit Gott vor die Entscheidung: Ist das Kunst, oder kann das weg? Ist der Mensch die Krone der Schöpfung oder vielleicht doch ein Missgeschick, ein Makel, der weggeputzt und entsorgt werden kann?
Was im biblischen Zusammenhang so drastisch klingt, ist gar keine so abwegige Frage. Heute urteilen viele so: Der Mensch ist eine Gefährdung für die Welt. Es wäre besser für die Welt, es gäbe ihn nicht oder der Mensch wäre weg. Aus heutiger Perspektive deutet jedenfalls alles darauf hin, dass der Mensch zerstörerisch mit der Schöpfung umgeht statt sich liebevoll um sie zu kümmern.
In der biblischen Erzählung entscheidet sich Gott zum Glück nicht für das »Wegmachen« und den völligen Untergang des Menschen, sondern zu einer Rettungstat. Noach und seine Familie überleben in der Arche zusammen mit den Tieren, die bei ihnen sind. Als sie nach der Flut wieder Land betreten, schließt Gott sogar einen Bund mit Noach, der alle Menschen und Lebewesen umfasst: Niemals mehr soll eine Sintflut das Leben auf der Erde vernichten. Gott bindet sich an sein Versprechen. Sein Bund gilt für alle Zeit und für alle Menschen. Das ist zunächst beruhigend. Doch die alte Schwachstelle bleibt: der Mensch. Er bleibt das fehlerhafte und unvollkommene Geschöpf, das er immer war. Darum ist er auch weiterhin in der Lage, Unheil und Gewalttat über die Schöpfung zu bringen.
Aus heutiger Sicht wäre sogar noch Schlimmeres denkbar: Es wäre dem Menschen durchaus zuzutrauen, selbst eine sintflutartige Katastrophe auszulösen. Es wäre dem Menschen durchaus möglich, das Leben auf dieser Erde zu zerstören und damit das Kunstwerk „Mensch“ selbst „weg zu machen“. Ob es allerdings bis zu diesem Punkt mit uns und unserer Umwelt kommen muss, haben wir selbst in der Hand.