Neupfarrplatz und Synagoge

Der Neupfarrplatz ist so etwas wie die gute Stube von Regensburg. Die Kirche wirkt so als stünde sie schon immer da. Aber so ist das nicht. Wir haben hier ein Paradebeispiel antijüdischer Siegesarchitektur vor uns. Hier war einmal das jüdische Viertel in Regensburg, einer der bedeutendsten Orte jüdischen Lebens in Bayern mit einer eindrucksvollen Synagoge.
1519 vertrieb der Rat der Stadt Regensburg die jüdischen Einwohner und machte ihre Häuser und die Synagoge dem Erdboden gleich. Besonders dabei hervor tat sich der Domprediger Balthasar Hubmaier. Er ließ an der Stelle der Synagoge eine Wallfahrtskirche »Zur schönen Maria« errichten, aus der nach der Reformation 1524 die Neupfarrkirche geworden ist. An die Ruinen der Synagoge erinnert heute das Denkmal »Misrach« des israelischen Künstlers Dani Karavan.
Als sich später erneut Juden in Regensburg ansiedelten, fielen sie der nationalisozialistischen Judenvernichtung zum Opfer. Stolpersteine auf dem Boden des Neupfarrplatzes erinnern unter anderem an die Familien Lilienfeld, Herrscher und Jacob.
So ist dieser Ort bis heute auch ein Mahnmal des christlichen Antisemitismus. Die über Jahrhunderte aufgebaute Feindschaft von Christen gegen Juden bereitete mit den Nährboden dafür, dass die Ideologie des Nationalsozialismus 6 Millionen europäische Juden töten und Krieg und Zerstörung über die Welt bringen konnte.
Gedenkstein Kumpfmühl
Ein unscheinbarer Gedenkstein in Kumpfmühl erinnert an die alliierten Luftangriffe auf Regensburg im Dezember 1944. Regensburg war während des Zweiten Weltkriegs ein Zentrum des Flugzeugbaus und die Stadt profitierte sehr von der Rüstungsindustrie. Die Ganghofer-Siedlung und die Konradssiedlung entstanden, um den Arbeitern Wohnungen zu bieten. Die Luftwaffe war Hitlers größter Stolz, mit ihrer Hilfe versuchte er den »Endsieg« zu erringen. Er führte einen Zerstörungskrieg, dem alleine in England über eine Million Wohnhäuser von Zivilisten zum Opfer fielen.
Je länger desto mehr kam der Krieg auf deutschen Boden zurück und auch die deutsche Zivilbevölkerung spürte nun die Folgen des nationalsozialistischen Wahnsinns am eigenen Leib.
Es ist eine ungeheure Leistung, dass die europäischen Nationen nach dem Krieg zu einer Gemeinschaft in Frieden und Freiheit zusammenfanden. Wir sollten das nicht vergessen und mithelfen, diese Gemeinschaft zu bewahren.
AnkER-Zentrum Zeissstraße
In der Zeissstraße, im ehemaligen Kasernenviertel Regensburgs steht eines der sogenannten AnkER-Zentren. »AnkER« ist die Abkürzung für »Ankunft, Entscheidung, Rückführung«. Und genau darum geht es hauptsächlich in diesen Zentren: Geflüchtete und asylsuchende Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern sind hier untergebracht und möglichst viele sollen nach dem Willen unserer politisch Verantwortlichen wieder »rückgeführt« werden in ihre Herkunftsländer.
Häufig sind Menschen hier viele Monate untergebracht, sie haben hier nur wenige Möglichkeiten sich zu integrieren und Sprachkenntnisse zu erwerben. Es ist auch zweifelhaft, ob sie ihre Rechte wirklich ausreichend wahrnehmen und die Gründe für ihren Asylantrag geltend machen können.
Die Menschen, die hier leben, sind nicht ohne Grund aus ihrer
Heimat geflüchtet. Krieg, Bürgerkrieg, Umweltzerstörung oder
auch Verfolgung aus religiösen, politischen oder ethnischen Gründen haben sie dazu gezwungen. Die meisten haben einen gefahrvollen Weg hinter sich, eine Flucht übers Mittelmeer oder durch die Sahara z.B.
Die AnkER-Zentren sind ein Zeichen dafür, dass wir vor Gewalt und Unrecht gern die Augen verschließen und solche Situationen am liebsten verdrängen. Wir haben aber eine globale Verantwortung für den Frieden in der Welt, weil wir durch unsere Lebensweise und unser politisches Handeln oft auch dazu beitragen, dass anderswo Konflikte und Zerstörung entstehen.
Wir sollten versuchen, Geflüchtete in die Mitte unserer Gesellschaft zu holen, mehr über ihr Leben zu erfahren und mit ihnen gemeinsam an einer friedlichen Welt zu arbeiten. Morgen könnt ihr bei »Über(s) Leben« an so einem Gespräch teilhaben.
Weitere Information
- Die »Religions for Peace« in Regensburg widmen sich mit Friedensgebeten und anderen Aktionen der interreligiösen Friedensarbeit.
- CampusAsyl arbeitet in zahlreichen Projekten für ein bereicherndes Miteinander von mit Geflüchteten und Menschen jedweder Herkunft.
Bilder © Dr. Meierhofer & Karsten Dörre / Wikimedia