Beim heutigen Morgenimpuls stand die Erzählung von Jakob und Esau (Gen 27) im MIttelpunkt. Darin erschwindelt sich Jakob, eigentlich der jüngere der beiden Brüder, den Erstgeburtssegen seines Vaters Isaaks. Mithilfe seiner Mutter verkleidet er sich als älterer Bruder, tarnt seine wenig behaarten Arme sogar unter Fellen, und erhält so den Segen seines alten und nahezu blinden Vaters, den dieser eigentlich Esau geben will.
Zwar muss Jakob anschließend vor der Wut seines Bruders fliehen, dennoch ist er es, der anschließend zu einem der Stammväter Israels wird.
Lange Zeit hat man versucht, dieses moralisch fragwürdige Verhalten Jakobs im Buch Genesis als metaphorisch oder symbolisch umzudeuten, weil es unvorstellbar war, dass eine Lüge im ersten Buch der Bibel einfach so geduldet sein könnte. Dennoch muss mal wohl wahrnehmen, dass die Geschichte des Volkes Gottes in der biblischen Darstellung auch Aspekte aufgreift, die nicht unseren Moralvorstellungen entsprechen und deshalb gar nicht so leicht zu verstehen sind.
Vielleicht heißt das aber auch: Wenn Gott seinen Segen diesem Jakob geben kann – der nun wirklich nicht moralisch einwandfrei gehandelt hat – dann kann er ihn auch uns geben, wenn wir einmal nicht so handeln wie wir uns das eigentlich idealerweise vorstellen würden.