Wenn der Teller leer bleibt

In den schlimmsten Phasen seiner Essstörung nahm Manuel Meier nur noch mehr Magerquark mit Birne zu sich. Der Musiker, der seine persönliche Geschichte in einer Podcastreihe verarbeitet hat, sitzt lässig auf dem Podium und erzählt offen von seinem Strudel aus Kalorienzählen und Essattacken. Sein Weg aus der Krankheit hin zu einem genussvollen Umgang mit Essen ist eine der Fuckup-stories, der die Interessierten am Mittwoch Abend bei „Regensburg ungeschminkt“ lauschen. Zum zweiten Mal luden Rena Kagerer, Pastoralreferentin an der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) und Wolfgang Voigt vom O/HUB, der Gründungsförderung an den Hochschulen der Oberpfalz, zur „Fuckup-Night“ in die TechBase ein. „In der Startup Szene geht es immer darum, erfolgreich sein zu wollen“, sagt Gründungsberater Wolfgang Voigt. „Wir wollen mit der Veranstaltung aber ganz bewusst das Scheitern in den Fokus rücken.“ Die Idee, das Scheitern rund um das Thema Essen in den Mittelpunkt des Abends zu stellen, kam der Hochschulseelsorgerin und Ernährungsberaterin Rena Kagerer: „Meistens spielen sich solche Geschichten hinter verschlossenen Türen ab. Ob die Teller zuhause aus finanziellen Gründen leer bleiben oder ob Studierenden am Ende des Monats das Geld für das Aufladen ihrer Mensakarte fehlt, bleibt in der Regel unbemerkt.“ Dass aber nicht nur heute in Zeiten gestiegener Lebensmittelpreise die Zahl derer, die in der Fürstlichen Notstandsküche eine kostenlose warme Mahlzeit zu sich nehmen können, hoch ist, erklärt Dr. Peter Styra in seinem Redebeitrag. Der Historiker führt die Zuhörenden auch in die Anfänge der Fürstlichen Notstandsküche ein. Christoph Hauser, Koch und Coach, komplettiert das Podium mit seinem beruflichen Blick auf das Scheitern und seinem Bericht über den Perfektionsdruck, dem Köch:innen in der Gastronomie standhalten müssen. Alle drei Speaker ermutigen mit ihren Geschichten über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken: Denn jede:r in unserer Stadt sollte Teilhabe an Essen und Genuss haben.

(c) Foto: Jakub Koszewski; von links nach rechts: Rena Kagerer, Manuel Meier, Wolfgang Voigt, Dr. Peter Styra, Christoph Hauser.

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