Pro­jekt »Stadt­oa­se Peterskirchlein«

Hal­lo!

Schön, dass du an unse­rer aus­führ­li­chen Beschrei­bung für das Pro­jekt »Stadt­oa­se Peters­kirch­lein« inter­es­siert bist. 

Zunächst zu uns: wir sind ein inter­dis­zi­pli­nä­res Team aus Stu­die­ren­den und Haupt­amt­li­chen der Cam­pus­ge­mein­de. Die Cam­pus­ge­mein­de ist ein Kol­lek­tiv aus Evan­ge­li­scher Stu­die­ren­den­ge­mein­de und Katho­li­scher Hoch­schul­ge­mein­de am Stand­ort in Regens­burg. Hier erfährst du mehr von uns. 

Im Rah­men einer Aus­schrei­bung der Kul­tur- und Krea­tiv­schaf­fen­den haben wir als Cam­pus­ge­mein­de fol­gen­de Pro­jekt­skiz­ze eingereicht:

Pro­jekt­ziel

Mit unse­rem Bei­trag legen wir die Schön­heit und das Poten­zi­al des bis­lang unbe­ach­te­ten Are­als zwi­schen Albert­stra­ße und Haupt­bahn­hof frei. Wir stel­len mit der Sakral­bau­t­rans­for­ma­ti­on und dem dar­in ein­ge­ar­bei­te­ten Nut­zungs­kon­zept ein für Regens­burg neu­es und zukunfts­wei­sen­des Kon­zept zur Dis­kus­si­on. Die­ses wird dem his­to­ri­schen und spi­ri­tu­el­len Erbe gerecht. Mit einer durch­dach­ten Frei­flä­chen­ge­stal­tung ent­steht mit­ten in der Stadt ein Erho­lungs­raum, der zum Ver­wei­len ein­lädt. Die Pla­nung der Innen- und Außen­räu­me hat Bedürf­nis­se aller Gene­ra­tio­nen und von Men­schen mit Ein­schrän­kun­gen im Blick.

His­to­ri­sche Einordnung:

Das Peters­kirch­lein befin­det sich auf dem Gelän­de des ehe­ma­li­gen katho­li­schen Peters­fried­hofs, des ers­ten katho­li­schen Fried­hofs außer­halb des Bereichs der Stadt­mau­ern. Der Peters­fried­hof wur­de um 1804 ange­legt, nach­dem die alten katho­li­schen Fried­hö­fe kata­stro­phal über­füllt waren. 1806 wur­de auf Ver­an­las­sung des dama­li­gen Dom­pfar­rers und spä­te­ren Bischofs von Regens­burg Georg Micha­el Witt­mann das Peters­kirch­lein errich­tet. Als er 1833 starb, wur­de auch sein Herz dort bestat­tet. 1873 wur­de der Fried­hof geschlos­sen. Neben Witt­mann wur­den auch wei­te­re pro­mi­nen­te Regensburger:innen in der Kir­che oder auf dem Fried­hof beer­digt: Etwa der Phy­si­ker Pla­ci­dus Hein­rich, Maria Jose­pha Feli­ci­tas Frei­in von Neu­en­stein, letz­te Fürst­äb­tis­sin von Ober­müns­ter, und der Musi­ko­lo­ge Domi­ni­kus Met­ten­lei­ter. Direkt angren­zend an den katho­li­schen Peters­fried­hof befand sich außer­dem der evan­ge­li­sche Peters­fried­hof, auf dem wei­te­re berühm­te Regensburger:innen ihre letz­te Ruhe fan­den. Der bekann­tes­te unter ihnen ist Johan­nes Kep­ler, des­sen Grab aller­dings wäh­rend des 30-Jäh­ri­gen Kriegs zer­stört wurde.

Nach­dem schon 1888 über die Hälf­te des katho­li­schen Peters­fried­hofs für die Errich­tung des Bahn­hofs umge­nutzt wur­de, kauf­te die Stadt Regens­burg 1925 auch das rest­li­che Fried­hofs­ge­län­de mit dem Peters­kirch­lein. 1932/​33 ließ sie das Gelän­de in eine Grün­an­la­ge umge­stal­ten. 1933 mie­te­te die Kir­chen­stif­tung St. Ulrich das Peters­kirch­lein. In den fol­gen­den 30 Jah­ren wur­den ver­schie­de­ne Umbau- und Reno­vie­rungs­ar­bei­ten durch­ge­führt. In den 1950er-Jah­ren wur­de über­legt, das Peters­kirch­lein für den Bau eines Bus­bahn­hofs abzu­rei­ßen, woge­gen erfolg­reich pro­tes­tiert wurde.

Das Peters­kirch­lein wur­de im Lauf der Zeit von unter­schied­li­chen Gemein­den genutzt. Nach­dem es zuerst im Gebrauch der loka­len katho­li­schen Kir­che war, hiel­ten dort nach dem Zwei­ten Welt­krieg ame­ri­ka­ni­sche Mili­tär­pfar­rer wöchent­lich Got­tes­diens­te. Zwi­schen 1962 und 1969 fei­er­te eine unga­ri­sche Gemein­de Got­tes­dienst in der Kir­che. In letz­ter Zeit dien­te das Peters­kirch­lein ein­mal im Monat der bul­ga­risch-ortho­do­xen Gemein­de als Heimat.

Quel­len: Bur­kes, Peter: Das Peters­kir­cherl oder Kreuz-Kirch­lein und die alten Peters­fried­hö­fe (Regens­bur­ger Tage­buch, 14.09.2017) ; Bau­er, Karl: Regens­burg. Kunst‑, Kul­tur- und All­tags­ge­schich­te, 6. über­arb. Aufl. Regen­stauf 2014, S. 167 u. 801f.

Kon­zept – Park/​Grünanlage

Unse­ren Gestal­tungs­vor­schlä­gen zu den Außen­an­la­gen rund um das Peters­kirch­lein liegt die Idee einer Stadt­oa­se zugrun­de. Auf­nah­men aus den Nach­kriegs­jah­ren zei­gen die Wie­se neben dem Bahn­hof als einen Ort, den die Men­schen zum Ent­span­nen und Genie­ßen auf­such­ten. Eine sol­che Stadt­oa­se mit­ten in einem Bus- und Bahn­hofs­are­al ist beson­ders in der heu­ti­gen Zeit ein gro­ßes Allein­stel­lungs­merk­mal im Städ­te­ver­gleich und birgt dadurch gro­ßes Poten­ti­al für das Stadt­bild von Regens­burg. Um die­se schlum­mern­den Res­sour­cen zur Gel­tung zu brin­gen und gleich­zei­tig den his­to­ri­schen Cha­rak­ter die­ses Are­als zu wür­di­gen, sind für uns fol­gen­de Ansät­ze in der Gestal­tung der Grün­an­la­ge zentral: 

  • Hel­lig­keit: Aus­wahl eines Baum­be­stan­des; Fäl­len ein­zel­ner Bäu­me – v.a. rund um die Kir­che (Holz für Ruhe­bän­ke ver­wen­den), Ein­fas­sung der Grün­an­la­ge mit einer Hecke 
  • Neue Wege­füh­rung 
  • Oasen­fee­ling: Lie­ge­wie­se, Pick­nick­ti­sche, Wasser/​Brunnen, Spiel­platz für Kin­der (evtl. mit Klet­ter­ele­ment in den Bäumen)
  • inklu­si­ver Bil­dungs­aspekt in Form eines “Frei­licht­mu­se­ums” – für jede/​n zugänglich 
    • Pick­nick­ti­sche: kur­ze geschicht­li­che Fak­ten zum Ort/​Kirche sind – auch in Blin­den­schrift – auf die Tisch­plat­ten gedruckt; QR Code zu wei­ter­füh­ren­den Informationen 
    • Skulp­tu­ren (Mensch­li­che Gestal­ten, z.B. Johan­nes Kep­ler): mit Audio­funk­ti­on und Auf­klä­rungs­ge­schich­ten zu Regens­burg und die­sem Platz 
    • Film-Aus­stel­lun­gen/­Pro­jek­tio­nen auf der Außen­fas­sa­de des Peters­kirch­leins (bestimm­ter Zyklus, wie bei einem Glo­cken­spiel in der Stadt) in Form einer Aus­schrei­bung – Fokus auf die Geschich­te und/​oder aktu­el­le “Sto­ries” von Regens­burg (z.B. Alltagshelden) 
  • Bücher­wald (öffent­li­cher Bücherschrank)
  • Was­ser­spen­der 

Das Kon­zept des Parks/​der Grün­an­la­ge ver­folgt fol­gen­de Zie­le für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung: Gesund­heit und Wohl­erge­hen (Ziel 3); Hoch­wer­ti­ge Bil­dung (Ziel 4); Sau­be­res Was­ser und Sani­tär­ein­rich­tun­gen (Ziel 6); Weni­ger Ungleich­heit (Ziel 10). 

Kon­zept – Peterskirchlein

Für das bis­her unbe­ach­te­te Peters­kirch­lein ent­wi­ckeln wir ein intel­li­gen­tes Nut­zungs­kon­zept, das den Sakral­bau sowohl als Ort der Spi­ri­tua­li­tät als auch der Begeg­nung in sozio­kul­tu­rel­ler Hin­sicht ent­spricht. So möch­ten wir eine dau­er­haf­te Öff­nung und Zugäng­lich­keit des Peters­kirch­leins durch eine Zwei­tei­lung des bestehen­den Gebäu­des erreichen:

  • Abtren­nung des Altar­raums in einen ganz­tä­gig geöff­ne­ten inter­re­li­giö­sen Raum der Stil­le als Ort der Ruhe und des Gebets, wie z.B. in Bochum oder auf unse­rem Cam­pus. Wei­ter­hin kann die­ser Bereich in kirch­li­cher Trä­ger­schaft lie­gen blei­ben und evtl. eine Koope­ra­ti­on mit der Bahn­hofs­mis­si­on ange­strebt werden. 
  • Der wei­te­re Kir­chen­raum wird als mul­ti­funk­tio­na­ler Raum der Begeg­nung umge­plant: tags­über lädt ein “Pop-UP” Church-Kios­k/­Ca­fé (bis 17.00h) zum Ver­wei­len und Genie­ßen ein. Die­ses Kon­zept sieht u.a. einen sozi­al-öko­lo­gi­schen Schwer­punkt vor:
    • kei­ne fes­ten Prei­se für Heiß­ge­trän­ke; Ange­bot des »Café sospe­so« (Kauf von zwei Geträn­ken: trin­ke eins und ver­schen­ke eins)
    • Aus­schank von fair gehan­del­tem Kaf­fee & Tee und regio­na­len Produkten

Opti­on I: Das Café liegt in kirch­li­cher Trä­ger­schaft. Die Ver­ant­wort­li­chen schu­len ein Team aus Ehren­amt­li­chen, die nicht nur das Café betrei­ben, son­dern dort auch für (Bera­tungs) gesprä­che zur Ver­fü­gung steht und gege­be­nen­falls an Fach­stel­len wei­ter ver­mit­teln (vgl. ähn­li­ches Konzept) 

Opti­on II: Durch ein Pop-UP Kon­zept soll der “Verkaufs/​Ausschank Raum” an Pro­jek­te zur Selbst­kos­ten­mie­te (Strom, Was­ser etc.) ver­ge­ben wer­den. Durch die attrak­ti­ve Lage und die gerin­ge Mie­te sol­len so unter­schied­li­chen Start-ups oder Betrei­bern die Mög­lich­keit gege­ben wer­den die­sen attrak­ti­ven Stand­ort zu nut­zen. Eine Jury bewer­tet die Kon­zep­te nach bestimm­ten Kri­te­ri­en, ins­be­son­de­re nach sozia­len und öko­lo­gi­schen Aspek­ten. Der Stand­ort kann dann für einen bestimm­ten Zeit­raum genutzt wer­den (z.B. drei bis sechs Monate).

Abends kann das Peters­kirch­lein für kul­tu­rel­le, sozia­le und reli­giö­se Ver­an­stal­tun­gen gebucht wer­den (WLAN und Toi­let­ten vorhanden).

Der bul­ga­risch-ortho­do­xen Gemein­de, die das Peters­kirch­lein aktu­ell nutzt, wer­den zur Fei­er des Got­tes­diens­tes Aus­weich­räu­me in der ESG und KHG angeboten. 

Über­dies ist uns bewusst, dass das Dro­gen­pro­blem an die­sem Ort nicht ein­fach aus­ge­la­gert wer­den kann. Die­ser Sach­ver­halt muss aller­dings geson­dert betrach­tet wer­den und ist nicht Gegen­stand die­ses Entwurfs. 

Das Kon­zept des Peters­kirch­leins ver­folgt fol­gen­de Zie­le für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung: Kein Hun­ger (Ziel 2); Men­schen­wür­di­ge Arbeit und Wirt­schafts­wachs­tum ( Ziel 8); Sau­be­res Was­ser und Sani­tär­ver­sor­gung (Ziel 6); Ver­ant­wor­tungs­vol­le Kon­sum- und Pro­duk­ti­ons­mus­ter (Ziel 12); Part­ner­schaf­ten zur Errei­chung der Zie­le (Ziel 17).

Pro­jekt­team

  • Caro­li­na Feistl (Archi­tek­tur Bache­lor, OTH Regensburg)
  • Chris­toph Kaindl (Public Histo­ry und Kul­tur­ver­mitt­lung Mas­ter, Uni­ver­si­tät Regensburg)
  • Alex­an­der Oje­da Moreno (Wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter start-up cen­ter, OTH Regensburg)
  • Dr. Gabrie­le Kainz (Pfar­re­rin – Evan­ge­li­sche Stu­die­ren­den­ge­mein­de Regensburg)
  • Rena Kage­rer (Pas­to­ral­re­fe­ren­tin – Kath. Hoch­schul­ge­mein­de Regensburg)

Das Ban­ner mit wei­te­ren Bil­dern zu unse­rer Pro­jekt­skiz­ze kann vor dem Peters­kirch­lein betrach­tet werden.

© Pho­tos: Stadt Regens­but­rg, Bilddokumentation

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